Estichà Unterer Markt

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Götter und Geister

Fama @, Friday, 24. September 2004, 00:39


<center>http://de.geocities.com/samancha_chr/Vesana/amulett.jpg</center>


"Sichara Ssaka! Hier bin ich!"
Dieser Ruf übertönt das morgentliche Treiben am Markt. Ein junges
Menschenmädchen am Gewürzstand winkt wie wild, unbeeindruckt von den
grimmigen oder amüsierten Seitenblicken der Passanten, und hört erst
auf, als sich ein nur wenig älter wirkendes Sragon-Fräulein dem Stand
nähert. Die Freundinnen begrüßen sich herzlich, aber es vergeht kaum
eine Minute, als ein erneuter schriller Ausruf des Mädchens die
Händlerin aufschreckt:
"Wunderschön! Ist das neu? Darf ich es anprobieren? Bitte!!!"

"Kommt überhaupt nicht in Frage, das letzte Mal hast du meinen neuen
Ring in den Fischabfällen versenkt! Das Amulett ist heilig, selbst wenn
ich wieder in der stinkenden Brühe danach fischen wollte, ich will nicht
riskieren, dass es seine Kraft verliert."

"Ach Unsinn, heilig... war bestimmt nur mordsteuer" erwidert die Freundin
schmollend.

"Genau...heilig, pah! Die wollen das Zeug doch nur verkaufen, deshalb
nennen sie es heilig! Schon als ich gehört habe, dass die Kraft
"verfällt", wie der Bürgerbrief, wüsste ich, dass es, wie der
Bürgerbrief, nur Abzocke ist!"
So meckert die Kräuterfrau rein, ungeachtet der irritierter Blicke und
dem einsetzendem Getuschel. Dreiste Worte für eine Händlerin.

"Nah, Zuckerschnute, lass mal..." säuselt ein alter Kauz und grinst die
dralle Händlerin an, seine zahlreichen Zahnlücken präsentierend.

"Wenn du mich geheiratet hättest, würdest du inzwischen nicht so'n Schmarrn
daher reden. Mein Hof liegt in Nordelurya, wo der nächste Mehdoraschrein
'nen guten Spaziergang weit weg liegt. Deshalb hat mein damaliges Weib,
Yorom sei ihr gnädig, so 'ne hübsche Statue besorgt - hat gutes Geld
gekostet, jawohl- und in n Pflanzenkübel rein gesetzt. So stand die
inmitten grüner Ranken in der Stube, war hübsch anzusehen und tat nichts. Ich
bin ein einfacher Mann, praktisch veranlagt, 'son Firlefanz brauch' ich
nicht, um mein Haus zu schmücken. Drei Tage lang haben wir nicht
miteinander geredet, und ich hab das Angesparte von da an besser versteckt.

Irgendwann einmal verwelkten die Ranken im Kübel, konnte man machen, was man
wollte. Mein Weib fing wieder an zu reden, die Kraft sei verflossen, man
müsste es wieder zum Tempel bringen. Nix da, sagte ich, ich hab diese
Woch' schon 'ne Spende gemacht, aber man muss ja auch von was leben, nicht?
Und dann ist es passiert. Kommt mein Herzchen vom Beeren sammeln zurück,
mit leerem Korb und leeren Augen. Nicht ansprechbar war sie, hat nur
gebrabbelt ganze Zeit. Richtig beängstigend, mal lag sie still, mal
fezte sie wie ein gejagter Zwysel durch die Stube und schrie vor
schmerzen. Und lustige Sachen hat sie gemacht...

mein Kumpel ist Medicus, naja, eher son' Quacksalber, aber gut genug fürs
einfache Volk. Tagelang hat er sie untersucht, ihr Mittelchen und
Wässerchen, und Salben und Wickel und was weiß ich noch was gegeben, Und nix
hat geholfen. Ging dann irgendwann weg und kam mit 'ner Priesterin vom
Schrein wieder. Da kommt die Sinjia, legt meinem Weib die Hand auf die
Stirn, diese bäumt sich auf und rennt wieder wie verbrannt durchs Haus
rum. Plötzlich stürzt sie, und bleibt ruhig liegen. Die Sijia ließ uns
beiden dann solche Amulette da, und nahm die Statue mit. Brachte sie auch
wieder zurück und deutete augenzwinkernd an, dieses mal sei doch wohl eine
großzügigere Spende angebracht. Die Ranken wuchsen jedenfalls wieder,
nur mein Weib ist doch daran verendet. Hat immerhin viele Tage lang
nichts gegessen, hat der Heiler gesagt, aber das war nicht der Grund, nein nein.
Gealtert ist sie in um soviele Jahre, wie Stunden vergangen sind, seit
sie ausm Wald kam! Ich schwöre, nie werde ich über göttliche Mächte spotten."

"Da siehste, es ist doch heilig!"spricht Ssaka triumphierend, während der
Mann sich mit einem Handkuss in Richtung der Händlerin entfernt.

"Schwachsinnig zu denken ich würde ihn noch nehmen, nachdem er seine
erste Frau in den Tod getrieben hat..." murmelt diese kleinlaut.

Spät nachmittags, als die meisten Stände abgebaut sind sieht man die
Händlerin aus dem Traumlichttempel huschen, ein glänzendes etwas in der
Hand.

Hier könnt auch Ihr das Stück erwerben: der Laden im Traumlichttempel

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