Estichà Unterer Markt

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Re: Am Tor

Hiliam der Pfeifer @, Monday, 02. February 2004, 15:48 @ Pestilenz


Als Antwort auf: Am Tor von Pestilenz am 02. Februar 2004 13:08:56:


Angesichts der Tageszeit fast unerträglich nüchtern folgt Hiliam der Pfeifer dem Strom der bepackten Bürger bis vor dem Platz vor dem Osttor. Da ihm das Gedränge bald, ungemildert durch mildtätigen Rum, auf die Nerven schlägt, windet er sich heraus aus dem Gewühl. In einem Hauseingang entdeckt er einen älteren Bürger Nujuyanas der ebenfalls nicht mehr ganz nüchtern scheint.
"He, mein Freund, was geht hier vor?": erkundigt sich Hiliam.
"Die Tore haben sie aufgemacht. Zuerst hauen sich sich die Schädel ein, weil's heißt die Tore bleiben zu und dann machen sie sie auf."
Kopfschüttelnd setzt er noch ein gewichtiges "Alles Idioten!" hinzu.
Hiliam holt aus seinem Beutel eine Flasche "Marias echten Achora-Rum" hervor, enkorkt sie und reicht sie dem Mann.
"Hier! Trink mein Freund. Gibt nichts besseres gegen das Fieber als einen guten Schluck Rum."
Dankbar nimmt sein Gesprächspartner die Flasche entgegen.
"Dank dir, Kamerad."
Drei Fingerbreit Rum aus der Flasche verschwinden in der durstigen Kehle. Wohlig seufzend reicht der Mann Hiliam die Flasche zurück, der sich nun seinerseits stärkt.
"Verdammte Seuche. Wo das noch enden wird?"
In der Zwischenzeit rumpelt eine Kutsche eines reichen Bürgers vorbei.
"Schau dir das an! Leben wie die Maden im Speck und wenn's einmal eng wird, sind sie die Ersten die sich in die Hose scheißen und davon rennen."
"Zwischen Dublonen und Gier ist kein Platz mehr für Mut.": zitiert Hiliam, um gleich darauf noch einen Schluck zu nehmen und die Flasche seinem neuen Bekannten zu reichen. Sie setzen sich auf eine Stufe und beobachten trinkend den Exodus.
"Hast schon recht.": meint der Mann aus Nujuyana. "Die Beschissenen sind immer wir. So war's, so ist's und so wird's immer bleiben."
Hiliam nickt abwesend und holt seine Flöte hervor. Er spielt ein paar Takte eines bekannten Trinkliedes.
"He, das ist gut!": klopft ihm sein Trinkkumpane auf die Schulter.
Hiliam grinst.
"Hör zu! Mir ist was eingefallen."
Der Pfeifer beginnt zu der bekannten Melodie zu singen:

"Es trollt sich vor dem Seuchenfieber
Handelsmann und Rüschenmieder.
Nur fort von diesem üblen Ort,
denn Heimat ist doch bloß ein Wort.
Inzwischen, ihr Götter, habt Erbarmen
rafft statt unser hin die Armen!
Valleri, vallera...."


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