Schatten und Licht (4)
" Der Ma-ahn sas lange Zeit in seinem Käfig und lauschte dem Schnarchen des Betrunkenen und zitterte am ganzen Körper. Dann jedoch begann er mit geschickten Fingern den Schließmechanismus seines Gefängnisses zu erkunden. Es war für ihn schwer, aber es gelang ihm den Käfig zu öffen. Er sprang hinaus in die Schankstube. Jedoch konnte er nicht flüchten. Türen und Fenster hatte der Wirt fest verschlossen. Zwar versuchte das Tier verzweifelt irgendwie heraus zu kommen, hatte damit aber keinen Erfolg. Seine Augen leuchteten im dunkel des Raumes auf, als er sich auf den Boden setzte, seinen Blick schweifen lies und alle Hoffnung verloren glaubte.
Im Schlaf grunzte der verhasste Mann auf und zog des Ma-ahns Aufmerksamkeit auf sich. Lange verweilte das glänzende Licht seiner Augen auf dem Gesicht des Mannes, nur wenn er blinzelte verschwand es sekundenlang.
Mit einem Augenaufschlag stand der Ma-ahn auf, sprang lautlos auf den Tisch, griff mit beiden Händen das Haar des Mannes und riß mit einem Ruck zwei große Haarbüschel aus dessen Kopfhaut. Der Mann fuhr schmerzgeplagt auf, hatte Schwierigkeiten zu begreifen wo er sich befand, wusste nicht was ihm geschah und sah nur zwei glänzende Punkte im Dunkel, die ab und an verschwanden. Er schrie, als erneut zwei kleine Hände zwei kreisrunde Haarbüschel herausrissen. Die Wunden begannen zu bluten, so kraftvoll hatte der Ma-ahn seine Arbeit getan. Der Mann schlug nach was immer ihn Peinigte, aber er konnte es nicht erwischen. Seine Hände schlugen ins Leere und in seiner Angst und Panik fiel er über Tische und Stühle, die mit lautem Krachen umfielen. Er verlor noch mehr Haare, bevor er die Tür fand, sie öffnen konnte und in die Nacht taumelte.
Der Ma-ahn entkam mit ihm und kletterte noch in derselben Nacht über die Stadtmauer in die Freiheit.
Es war am nächsten Morgen, das der Mann im Rinnstein erwachte, als ein paar Straßenkinder lachend neben ihm standen. Viele haarlose Kreise zierten seinen Kopf. Es sollte auch nie wieder nachwachsen. Für immer blieb er das Gespött der Leute.
Die Ma-ahn indessen sind seitdem verändert. Reisende wissen von kobolthaften schwarzen Schatten zu berichten die sich auf alle stürzen, die ihren Weg kreuzen. Unvorsichtige Wanderer haben zum Andenken kreisrunde haarlose Flecken auf dem Kopf. "Keine Angst vor dem schwarzen Ma-ahn!" rufen ihnen die Kinder spottend hinterher.
Unter den Chira gibt es eine Krankheit, bei der ihnen die Haare in runden Flecken ausfallen. Weil das Aussehen den Blessuren durch den Überfall der schwarzen Ma-ahns ähnelt, nennen sie diese Krankheit "Ma-ahnija".
So hütet auch vor der Rache des Ma-ahns und wenn ihr im Dschungel schwarzen Schatten begegnet, so zieht eure Kapuzen fest um euren Kopf. Denn sobald ein Ma-ahn Haare oder Fell erblickt ist er nicht mehr zu halten....."
Re: Schatten und Licht (the end)
Als Antwort auf: Schatten und Licht (4) von unbekannter Junge am 17. Dezember 2003 09:32:16:
Der Junge beugt sich über den Kopf des Mädchens, gibt ihr einen Kuß auf die Wange.
"Doch den Kindern und den Einfachen und Unschuldigen krümmt ein Ma-ahn kein Haar. Es scheint als besteht eine Verbindung mit ihnen die nicht zu ergründen ist. Man sagt das ein Lebewesen das als Kind mit einem Ma-ahn gesprochen hat niemals böses tut..."
Einen Augenblick schaut er träumend vor sich auf den Boden.
"Der Mann versuchte sich oftmals an den Ma-ahn zu rächen und tötete einige von ihnen. Doch jedesmal wenn er ihre Pelze verkaufen wollte, so war all das geschmeidige Haar daran abgefallen und das Leder so dünn das niemand es haben wollte. Ma-ahnfelle gibt es deshalb nicht zu kaufen. Die einzigen die sie tragen sind die Ma-ahn selbst.
Was den Mann betrifft, so war bald kein einziges Haar mehr an ihm. Selbst seine Augenbrauen haben sie ihm geraubt. Die Kinder liefen ihm durch die Gassen hinterher und fragten sich gegenseitig laut; "Wer hat Angst vor dem schwarzen Ma-ahn?" und antworteten einstimmig; "Niemand!"
Seit dieser Zeit spielen die Kinder das Spiel und rufen : Wer hat Angst vor dem schwarzen Ma-ahn!"
Langsam erglüht das Delvanslicht. Die leichte Dämmerung liegt auf den schlafenden Gesichtern der Kinder, als der Junge sich schließlich erhebt, den Kopf seiner kleinen Freundin auf seine zusammengefaltete Jacke legt.