Estichà Unterer Markt

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Schatten und Licht (1)

unbekannter Junge @, Saturday, 13. December 2003, 23:27

Die Nacht bricht herein. Die Luft kühlt beinahe schlagartig ab. Tau bildet sich auf dem Straßenpflaster und die Füße der wenigen Passanten gleiten mit ihren Ledersohlen darüber, als wäre es Eis das darüber gefriert. Es ist eine unwirkliche Nacht. Selbst die unberechenbaren Monde verhüllen ihr Angesicht.
Die In der Zeltstadt, inmitten der Kranken, spielt sich eine kleine Begebenheit ab. So wie sie sich in Zeiten der Not tief in das Gedächnis prägen, gerade so als müsse man sie festhalten. Umgeben von einer Schaar Kinder sitzt ein unbekannter Junge. Auf seinem Schoß ruht der Kopf eines Straßenkindes mit schmutuzigen Gesicht, in dem nur die Rinnsale vergossener Tränen das weisse ihrer Haut freilegen. Mit ruhiger Stimme, ein wenig so als wolle er seine kleine Freundin trösten, erzählt er eine Geschichte. Obwohl er nicht sonderlich laut spricht, nicht die Stimme hebt, oder auch nur mit dem Blick um Aufmerksamkeit bittet - verstummt nach und nach das Quängeln der Kranken, ersterben Gespräche - und seine Stimme - getragen von der kalten Nachtluft dringt bis weit in die Zeltstadt.

"Die Rache des schwarzen Ma-ahn" sagt er, streicht dabei das Haar des Mädchens ein wenig aus ihrem Gesicht, das schweissnaß und kalt an ihrer Haut klebt..

"Schwarze Ma-ahns sind kleine lebendige Geschöpfe, die in den Wäldern Eluriens leben. Sie essen ausschließlich Blätter und Früchte. Die Götter haben sie so erschaffen, das sie gerade so groß sind wie mein Unterarm und auch nicht dicker als dieser. Der zierliche Körper ist von seidigem schwarzen Haar bedeckt, von dem man sagt das es so geschmeidig anfühlt wie Wasser. Ihre kleinen Zähne sind flach und taugen nur zum zerreiben ihrer Nahrung und ihre langgliedrigen Hände und Füße sind ohne Klauen und Nägel. Den Göttern hat es gefallen die Ma-ahns zu hilflosen und friedfertigen Wesen zu machen.... und so waren sie einstmals, die Ma-ahns, friedfertige freie Wesen.

Er war ein junger Jäger, hochgewachsen und stolz, dessen Eltern krank waren. Dringend benötigte er Geld, um die Heiler zu bezahlen. So lenkte er seine Schritte zu einer Brutstätte der Ma-ahns, in dem Gedanken, das er für ihren Pelz einiges verlangen könnte. Doch die Tiere begrüßten ihn wie einen alten Bekannten, sahen in ihm keinen Feind und schauten ihn nur vertrauensvoll aus ihren winzigen Kindergesichtern an. So brachte er es nicht über sich eines der Tiere zu töten, sondern fing einen Ma-ahn mit seinem Netz und sperrte ihn in einen Käfig."


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Re: Schatten und Licht (1)

Kleines Mädchen @, Sunday, 14. December 2003, 11:35 @ unbekannter Junge


Als Antwort auf: Schatten und Licht (1) von unbekannter Junge am 13. Dezember 2003 23:27:14:


Ein kleines, krankes Mädchen hat sich zu dem Jungen von ihrem Lager gestohlen und lauscht der Geschichte nun mit großen blauen Augen, die zwar glasig sind, aber auf Grund der Geschichte für einen Moment das Fieber, den Husten und den Schmerz vergessen.
"Erzähl weiter" verlangt sie fasziniert.
"Was macht der Junge mit dem kleinen Tier? Kommt es wieder aus dem Käfig heraus? Verkauft er es?" ihre Augen verlangen nach mehr Ablenkung, nach einer kleine Freude in dieser schweren Zeit. Nach einer Erleichterung die die Erwachsenen nicht spenden. Egoistisch wie sie sind, wird vor allem das Leid der ganz Kleinen einfach vergessen.


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Schatten und Licht (2)

unbekannter Junge @, Sunday, 14. December 2003, 12:33 @ Kleines Mädchen


Als Antwort auf: Re: Schatten und Licht (1) von Kleines Mädchen am 14. Dezember 2003 11:35:18:


Einen Augenblick sieht der Junge das Kind an. Seine Augen liegen im Schatten, wirken dunkel und seine Haltung bar jeder Hoffnung. Ein Schauer läßt seinen Körper erzittern. Mag sein es ist das Fieber, oder aber die Nachtluft.

"Schweren HErzens brachte der junge Jäger seine Beute auf den Marktplatz. Das bunte Treiben schien den Ma-ahn zu faszinieren und er schaute die Leute genauso neugierig an, wie diese ihn. Seine großen Augen wurden vor Staunen nur noch größer. Vielerlei Leute waren aus den verschiedensten Gründen von dem Tier fasziniert. Kinder wurden ruhig in seiner Nähe, sahen ihn an und führten lautlose Gespräche mit ihm, gerade so als würde er wissen was in ihren Köpfen vor sich ging. Frauen sahen seinen kindlichen Ausdruck und sahen in ihm das unschuldige Geschöpf das er war. Andere wiederum sahen in ihm einen Pelz von Wert.
Doch der Jäger wollte nicht das das Tier getötet wurde, deshalb verkaufte er den Ma-ahn nach vielen Verhandlungen an einen Kneipenwirt. Takin Hahr, hatte eine kleine Taverne im Hafenviertel, die nicht besonders gut lief. Er war einer von diesen Menschen, die nicht über ihren Schatten springen können, sich ausnehmen lassen und so friedfertig das es keinem gelang ihn wirklich zu reizen. Sein Bauch war genauso groß wie sein Herz - und wer seinen Bauch gesehen hat, der weiß das sein Herz ungeheure Ausmaße haben mußte. Auch wenn seine Taverne nicht so lief wie er es gern gehabt hätte, so war ihr Ruf sehr gut und er hatte sein Auskommen.
Als er den Ma-ahn auf dem Markt sah, da gingen ihm viele Dinge durch den kahlen Schädel. Da war einmal der Gedanke das der narbige Pelzhändler Kartoz das putzige Tier nicht in die Finger bekommen sollte und da war der Gedanke, das das Tier ein gutes Maskottchen für seine Kneipe hergeben könnte und vielleicht das Geschäft verbessern würde.
So kam es das der Käfig mit dem Ma-ahn darin in der Kneipe von Takin Hahr seinen Platz bekam...."


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Re: Schatten und Licht (3)

unbekannter Junge @, Sunday, 14. December 2003, 19:01 @ unbekannter Junge


Als Antwort auf: Schatten und Licht (2) von unbekannter Junge am 14. Dezember 2003 12:33:41:


Das Mädchen, dessen Kopf auf dem Schoß des Jungen ruht, stöhnt leise auf. Er streicht ihr über schmutzige Wange.

"Viele Gestalten besuchten die Taverne. Da waren die Seebären, die immer eine Geschichte zu erzählen haben, von denen die eine unglaublicher ist als die andere... da waren die Diebe, die das Gedrängel dazu benutzten, dem ein oder anderen seine Geldbörse zu entwenden, die Freudenmädchen mit ihren lauten schrillen Lachen und grell geschminkten Gesichtern, Priester, die sich unter das Volk mischten, Handwerker, die nach getaner Arbeit einen Schluck trinken wollten...
Der Ma-ahn lernte sie kennen, lernte sie abstossend zu finden und sein Leben innerhalb starrer Gitter als qualvoll zu empfinden.
Eines Abends kam ein neuer Gast in die Taverne. Seine Waffen hingen schartig an seinem Gürtel, der Ausdruck in seinen Augen liess die Leute von ihm weg rutschen und das Weite suchen. Er trank allein, als sein Blick auf das lethargische Geschöpf im Käfig fiel, das ihn aus seinen großen Augen anschaute, gerade so als hätte es in sein Innerstes geblickt. Mit gerunzelter Stirn starrte er das Tier an, knurrte leise drohend, doch der Ma-ahn erwiderte seinen Blick ruhig.
Endlich spang er auf zog ein langes Messer und stach damit durch die Gitterstäbe. Immer und immer wieder, jagte das wehrlose Tier von einer Ecke des Käfigs in die andere, brachte ihm schmerzhafte kleine Wunden bei und lachte.... lachte....
Er betrank sich schrecklich und der Wirt, der Angst hatte das dieser gefährliche Gast seine Taverne zertrümmern würde, der Wirt, der Angst um sein eigenes Leben hatte - löschte nur die Lichter, als der Mann mit dem Kopf auf den Tisch fiel und einschlief."


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