In Hafennähe
Es ist die Stunde vor dem Morgengrau, in der selbst der standfesteste Zecher
dem Wein erlegen ist und alles schläft. Nur die Schritte der Stadtwachen auf
ihren Rundgängen hallen in den verlassenen Straßen der Stadt. Es ist die
Stunde der Ratten und der Zwysel, die ungestört ihrem Nahrungserwerb
nachgehen.
Nur in einem alten Lagerhaus in der Hafengegend, welches seit Jahren leer
steht, werden sie gestört. Doch kaum ein Laut dringt durch die verfallenden
Mauern des Gebäudes. Nur einmal verhallt ein gedämpfter Schrei ungehört in
der
nächtlichen Stille. Als die ersten Strahlen des Delvansfeuers am Himmel
zeigen,
erwacht die Stadt zum Leben und schon kurz danach herrscht geschäftiges
Treiben auch im Hafenviertel. Die ersten Karren rumpeln den Kais zu und in
den
Lagerhäusern schuften gebeugt vom Gewicht der Säcke Taglöhner um nicht viel
mehr als ein paar Kanten Brot und einen Krug sauren Weines. Niemand fällt
das
Knarren auf, mit dem sich im obersten Stockwerk des verlassenen Lagerhauses
eine Tür öffnet, über der noch immer an einem Balken ein verrottendes Seil
durch
eine Rolle läuft. Wenn ein Beobachter den Blick zu dieser Türe gehoben
hätte, könnte er einen Moment schattenhafte Bewegungen im Dämmerlicht des
dahinterliegenden Raumes ausgemacht haben, bevor er die Statue wahrgenommen
hätte,
die aus dem Inneren des Lagerhauses aufgehoben wird, bis sie so groß wie ein
ausgewachsener Mensch knapp an der Kante der Türöffnung steht. Ein paar
Herzschläge lang bleibt sie dort aufgerichtet, doch dann neigt sie sich und
kippt
aus der Öfnung. Einen Augenblick wären Hände zu sehen gewesen, welche die
Statue offensichtlich aus der Tür gestoßen haben. Sich einmal überschlagend
fällt
die Statue mit einem dumpfen Krachen auf die Straße unweit vor eine jetzt
scheuende Echse, die einen Karren zieht. Der fluchende Echsentreiber kann
nur
mit Mühe das erschreckte Tier bändigen.
"Saupack, dreckiges! Könnt ihr nicht aufpassen, ihr yoromverfluchten
Arschlöcher?" :brüllt der Halbsragon dem der Schreck auch ganz schön in die
Glieder
gefahren ist, zu der geöffneten Tür hinauf. Diese verdammte Statue hätte ihn
ungespitzt in den Boden gerammt, wäre sie auf ihn gefallen. Diese Erkenntnis
und der Schreck bringen das hitzige Sragonblut in seinen Adern so richtig
zum
Kochen.
"Kommt herunter, ihr Scheißhauszwysel, damit ich euch die Schädel
einschlage!" : brüllt er die Faust schüttelnd nach oben. Doch niemand zeigt
sich zu
seiner Verblüffung. Mit ein paar Schritten ist er bei der Türe des
Lagerhauses,
um sich Zutritt zu verschaffen und diesen Idioten von Arbeitern eine
kräftige
Abreibung zu verpassen. Doch die Tür ist verschlossen und so wie die Angeln
verrostet sind, wurde sie wohl schon Jahre nicht mehr geöffnet. Sein
Geschrei
hat mittlerweile auch schon Neugierige angelockt. Einer davon sieht aus
einem Fenster einer gegenüberliegenden Werkstatt.
"He, was willst du da? Das Lagerhaus ist schon seit 10 Stürmen geschlossen?"
Verwirrt fährt sich der Halbsragon über die Schuppen an seinem Kinn.
"Was ist denn?": erkundigt sich einer der Arbeiter eines anderen Kontors.
"Verflucht, mir ist fast eine verdammte Statue aufs Kreuz gefallen, von dort
oben."
Er deutet auf die offene Türe im letzten Stockwerk.
"Bist du besoffen? Ich hab dir doch gesagt, seit 10 Stürmen arbeitet da
niemand." : grinst der Mann aus dem Werkstattfenster.
"Dann komm heraus du Idiot und sieh es dir selbst an.": brüllt der
Halbsragon gereizt zurück. Er wedelt mit seiner Linken in Richtung der
Statue. In
seinem Zorn stapft er um den Wagen auf die zerbrochene Statue zu, die
inmitten
der Straße auf dem groben Pflaster liegt. Doch dann weiten sich seine Augen
und
sein Unterkiefer sinkt herab. Aus den Bruchstellen der Statue beginnt
langsam Blut zu sickern.
Re: In Hafennähe
Als Antwort auf: In Hafennähe von Pestilenz am 17. August 2003 14:55:33:
Eine etwas dickliche Yorompriesterin, die eher den eindruck einer Verkäuferin am Markt macht, kommt gerade von einer Schlechte- Nachrichten- Tour zurück und bekommt den Aufruhr mit. Etwas belustigt stellt sie sich dazu, wird aber schlagartig ernst als das Blut sickert. Ihr Berufseifer wacht auf. "Sagt bitte im nächsten Tempel Bescheid, dies ist wahrscheinlich keine Statue. Und damit ist es wahrscheinlich wichtig. Lauft schnell." Sie kniet zur "Statue" nieder und untersucht sie vorsichtig.
Re: In Hafennähe
Als Antwort auf: Re: In Hafennähe von Yorompriesterin am 17. August 2003 17:12:24:
Kurz darauf nähert sich ein Mann, der die Priesterin anspricht. Nach einem kurzen Wortwechsel verladen sie die Statue vorsichtig auf einen Karren, decken sie mit einem Sack ab und begeben sich in Richtung Tempelstadt der Mra- Aggar.
Re: In Hafennähe
Als Antwort auf: Re: In Hafennähe von Kutsche am 17. August 2003 23:22:14:
Die vermeintliche Statue ist in mehrere Teile zerbrochen, so ist der linke Arm in drei Teile geborsten, der Rechte in zwei Teile. Der Kopf hat sich vom Rumpf gelöst, der ganz geblieben ist. Beide Beine sind am Unterschenkel abgebrochen und in etliche Stücke zerbrochen. Das völlig verwirrende an diesem Anblick ist, daß sich an den Bruchstellen, verschiedene Materialen zeigen, so als ob der Künstler zuerst Knochen, dann Muskeln und schließlich die Haut modeliert hätte. Durch das Knochenweiß der Oberfläche schimmert das Material der Muskeln rötlich und ein wenig Blut sickert aus den Rändern der Bruchstellen. Als sich die Priesterin über die Teile der Statue beugt, fühlt sie eine unirdische Kälte und als ihre Finger einen Teil der seltsamen Statue berühren, fährt sie schreiend zurück. Die Haut ihrer Fingerspitzen bleiben an der Oberfläche der Statue kleben und der Schock der unvorstellbaren Kälte, die eisig brennt, zieht sich bis zur Schulter der Priesterin. Kälter als Yoroms Hauch sind diese Trümmer.
Re: In Hafennähe
Als Antwort auf: Re: In Hafennähe von Pestilenz am 18. August 2003 13:36:34:
Mehr als nur ein wenig überrascht weicht die Priesterin zurück. "Das wird immer interessanter", grummelt sie, nimmt sich ein Tuch vom Wagen runter und wickelt es vorsichtig um ihre Hände, bevor sie die einzelnen Teile der Statue aufhebt und in den Wagen verstaut. "Wenn es das ist, was ich denke, dann sollten wir uns beeilen." meint sie zu dem Wagenmann, während sie das letzte auffindbare Stück aufhebt
Re: In Hafennähe
Als Antwort auf: Re: In Hafennähe von Priesterin am 18. August 2003 21:55:41:
Der Wagenmann nickt und....(mail)
In Hafennähe
Als Antwort auf: In Hafennähe von Pestilenz am 17. August 2003 14:55:33:
Ausnahmsweise ist von der Stadtwache einmal niemand in der Nähe.
Sollte der Beistand der Gardisten benötigt werden so empfiehlt es sich
die Hafenkommandantur zu benachrichtigen.
(*fg*)