Estichà Unterer Markt

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Morgens

Pestilenz @, Saturday, 28. June 2003, 12:54

Dort wo sich die Lange Gasse, die ins Hafenviertel führt, mit der Emurjianstraße kreuzt, liegt zur rechten Hand der Langen Gasse das Anwesen und die Werkstadt des Böttchermeisters Merun Teskeris. Das Eckgebäude, seit Generationen im Besitz der Familie Teskeris wurde erst vor zwei Stürmen aufgestockt und kündet nun vier Stockwerke hoch vom Wohlstand des Besitzers. Der Teil des Hauses, der sich in die Emurijanstraße erstreckt, beherbergt im Erdgeschoß die geräumige Werkstadt des Böttchermeisters.

Merun Teskeris, ein Mann von kräftiger Gestalt, der jedoch der Wohlstand in Form eines ansehnlichen Bauches deutlich anzusehen ist, bewohnte seit dem frühen Tode seiner zweiten Frau vor fünf Stürmen, das Anwesen allein, abgesehen von einer Köchin, die zugleich auch Haushälterin war, und einem alten Diener. Der Böttchermeister war zwar wohlhabend, aber er wurde gemieden und von nicht wenigen sicherlich auch gehaßt. Er war ein Mann von unerbittlicher Strenge und unerschütterlicher Prinzipien, von denen er niemals abwich. Diese seine Prinzipien gründeten sich auf eine äußerst engstirnige Auslegung des Wahren Glaubens, oder was er dafür hielt Mit fanatischer Inbrunst, die manchen schon als Besessenheit dünkte, verfolgte Merun Teskeris in seiner Umgebung auch den kleinsten Verstoß gegen die Glaubensregeln. Seine zwei Söhne hatten dem Vaterhaus den Rücken gekehrt und böse Zungen munkelten, daß er mit seiner hartherzigen Glauben seine zarte, zweite Frau in den Tod getrieben hatte.

Wie dem auch sei, den Böttchermeister berührte das in keiner Weise, denn er wähnte sich auf dem rechten Pfad der Gottgefälligkeit. Besonders vereehrte er den Göttervater Hostinos. Alles mußte seine Ordnung haben und wehe dem, der einen Gegenstand auch nur einen Clat vom seinem, durch Merun bestimmten, Platz verrückte. Das bekamen oft genug auch seine zwei Gesellen und die vier Lehrlinge zu spüren. Doch da alles seine Ordnung haben mußte, bezahlte der Böttchermeister stets pünktlich und hielt sich auch sonst buchstabengetreu an die Satzungen seiner Gilde. Seine Werkstatt hatte ganz im Gegensatz zu ihm selbst einen ausgezeichneten Ruf und so waren alle Hände stets beschäftigt. Nur diese Umstände führten dazu, daß ihm seine Untergebenen nicht davonliefen, den geschätzt wurde er auch von ihnen nicht, nur gefürchtet und im Stillen gehaßt.

Pünktlichkeit war etwas, worauf der Meister allergrößten Wert legte. Umso erstaunter waren die Gesellen und die Lehrlinge, die sich wie gewohnt schon einige Zeit vor Arbeitsbeginn einfanden, das breite Tor der Werkstatt verschlossen zu finden. Gewöhnlich wartete Merun Teskeris schon vor dem geöffneten Tor um seine Untergebenen vor Arbeitsbeginn noch zu einem Morgengebet zu versammeln. Nicht so heute. Nach einer Weile begab sich der älteste Geselle zum Eingang des Wohngebäudes, der in der Langen Gasse lag. Doch trotz anhaltenden Läutens rührte sich im Haus niemand. Das war zwar sonderbar, doch der Geselle, der im Stillen den tyrranischen Meister ebenso verachtete wie die Anderen hielt sich nun seinerseits buchstabengetreu an die Weisung Meruns, für den niemand seiner Untergebenen etwas im privaten Teil seines Hauses zu tun hatte.

So verging eine weiter Stunde und den ältesten Gesellen begann ein Gewissenkonflikt zu plagen. Wenn nun etwas geschehen wäre? Seltsame Dinge hatten sich in der Stadt ereignet und obwohl er bei keinem dieser teils schrecklichen Vorfälle dabei gewesen war, hatte er doch genug davon gehört, um sich darüber Gedanken zu machen. Schließlich obsiegte das Gewissen des Mannes über seine Abneigung und er begab sich nochmals zur Eingangspforte um kräftig zu läuten. Als sich jedoch nach eine Weile nichts rührte, schlug er heftig mit der Faust gegen die Türe, um sich bemerkbar zu machen. Zu seiner Verblüffung schwang sie auf. Mehrmals rief der Namen des Meisters und der Bediensteten, doch nur bedrohliches Schweigen lastete im Haus. So rief er nach dem zweiten Gesellen und trug ihm auf, die Wache zu holen, während er selbst nach dem Rechten sehen wollte.

Er stieg hinauf ins zweite Stockwerk, wo sich das Arbeitszimmer des Meisters befand, wie er wußte. Immer wieder rief er dabei die Namen der scheinbar Verschwundenen. Fast wäre er umgekehrt, denn böse Ahnungen stiegen ihm in der Stille des Hauses auf, aber der Geselle war kein Feigling. Das Arbeitszimmer leer, im Schlafzimmer war das Bett zwar benutzt, doch niemand zu sehen. Erst in einem großen Zimmer, früher wohl der Speiseraum der Familie, fand er den Meister. Der Anblick brannte sich tief in sein Gedächtnis.

Starr vor Schrecken starrte er auf den Körper, der auf einem Stuhl festgebunden war. Der Kopf zurückgefallen starrten hervorquellende, gebrochene Augen aus dem schwarzen Gesicht des toten Meisters zur Decke. Ja, schwarz, wie die Nacht war das Gesicht des Toten! Nicht blau-schwärzlich verfärbt, wie es oft an Erstickten zu sehen ist. Nein, schwarz war dieses Gesicht! Weit aufgerissen der Mund, der Unterkiefer stand in einem unmöglichen Winkel vom Gesicht ab, ganz offensichtlich gebrochen, und der Hals war seltsam aufgedunsen. Überdeutlich nahm er das Entsetzliche war und auch die Silbermünzen, die den weit aufgerissen Mund des Meisters füllten. Der irrsinnige Gedanke keimte in dem Gesellen, das man Merun Teskeris Schekelmünzen in den Hals gestopft hatte, bis er daran erstickt war. Doch nichts erklärte das völlig geschwärzte Gesicht des Toten und der Geselle hatte genug gesehen.

Hals über Kopf floh er die Treppen hinab. Nur heraus aus diesem Haus! Unten rannte er bereits der Stadtwache in die Arme, die später nur feststellen konnten, daß der gestammelte Bericht des Mannes der Wahrheit entsprochen hatte. Merun Teskeris war an seinen eigenen Münzen erstickt, die man ihn offensichtlich gezwungen hatte, aus dem versteckten Wandtresor zu nehmen, den man geöffnet fand. Auch die Haushälterin und der Diener fanden sich bei der Durchsuchung des Hauses. Beide waren sie erwürgt, wohl mit Drahtschlingen, doch im Gegensatz zu der Leiche des Böttchermeisters hatten sie die unbekannten Täter nebeneinander auf ein Bett gelegt, die Hände leicht von den toten Körpern abgespreizt, die Handflächen nach oben. Unter die Nacken der beiden Leichen hatte man zusammengeknüllte Lacken gestopft, so das die Köpfe zurückgesunken waren. Die Augen hatte man ihnen geschlossen und das Blut aus den Halswunden fortgewischt, so als hätte man damit diesen Toten eine letzte Ehrung erweisen wollen.


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Re: Morgens

Stadtwache @, Saturday, 28. June 2003, 13:32 @ Pestilenz


Als Antwort auf: Morgens von Pestilenz am 28. Juni 2003 12:54:28:


Die Wache sichert das Gebäude und ruft einen Heiler, der alles genau erklären kann.


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Botschaft

Bote @, Saturday, 28. June 2003, 22:32 @ Stadtwache


Als Antwort auf: Re: Morgens von Stadtwache am 28. Juni 2003 13:32:12:


Nicht lange danach taucht ein Bote, ein Yoromnovize auf. Er drückt dem dienstältesten Gardisten einen versiegelten Brief in die Hand und geht dann wieder, ohne einen Ton zu sagen.

(Mail kommt)


Yoromtempel von Estichà

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Re: Botschaft

Gardist @, Tuesday, 01. July 2003, 14:31 @ Bote


Als Antwort auf: Botschaft von Bote am 28. Juni 2003 22:32:01:


Der Dienstälteste Gardist nimmt die Botschaft schaut dem Boten noch kurz hinterher, danach bricht er das Siegel.


Stadtwache

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(Mail kommt)

(Botschaft) @, Tuesday, 01. July 2003, 18:49 @ Gardist


Als Antwort auf: Re: Botschaft von Gardist am 01. Juli 2003 14:31:52:


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Re: Morgens

Stadtwache @, Sunday, 29. June 2003, 18:46 @ Stadtwache


Als Antwort auf: Re: Morgens von Stadtwache am 28. Juni 2003 13:32:12:


Jetzt durchsuchen die Rekruten das ganze Haus ab, ob sie die Waffe oder sonst irgendwelche Hinweise auf einen Einbruch finden. ( Türen, Fenster, Keller usw. )

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