Estichà Unterer Markt

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D A S L E T Z T E D U E L L (Abschnitt I von III)

Das Schicksal @, Saturday, 26. April 2003, 12:42


<center>http://www.8ung.at/yuna/mariaundjottie.jpg</center>


[...]

"Sieh dich nur an, meine Saat ist gut in dir gediehen, du bist meine Kreatur", sagt Lareno, dann betrachtet er nachdenklich die lange Waffenreihe. "In einem Punkt jedoch hast du wahr gesprochen, ich bin ein Achorah und deshalb kann ich nur eine Waffe wählen", sagt er und greift entschlossen zur Asnivala. Langsam streicht er über die blitzende Klinge, seine Augen funkeln vor Kampfeslust. Er schwingt sie geschmeidig durch die Luft, scheinbar ein geübter Bursche, dann nickt er zufrieden. Er humpelt langsam auf Maria zu, wie Raubtiere belauern sich die Beiden.

Maria steht da, wie der Felsen der Oberstadt, der dem wuchernden Dschungel trotzt. Ihre beiden Hände umfassen den Griff ihrer chiranischen Langklinge. Das Leder ihres roten Kampfmantels glänzt unter der, von Wolken umworbenen, Delvanscheibe. Am Kopf trägt die Frau eine Kettenhaube. Die in Öl geschlagenen ledernen Arm-, Ellen- und Knieschoner sind vom Staub der Arena bedeckt. Entschlossen zieht die Kriegsministerin unter dem respektvollem Gemurmel des einfachen Volkes ihre Asnichara.

Ein Prachtstück von einer Waffe. 400 mal wurde eine solche Langklinge in der Thujilachtechnik, deren sich heute nur mehr wenige alte Waffenschmiede der Allianzklans bedienen können, gefaltet, um dem besonders reinen Metall Chians seine Zähigkeit und Härte zu verleihen. Mit dem Feuer Delvans geschmiedet - im kalten Blut der heute ausgerotteten Hochland-Tekjas gestählt - geschliffen mit dem reinen Kristallstaub des Vesanatempels zu Lidraja - geweiht dem hohen Fürsten des Lichts. Sieben mal sieben Generationen soll diese Asnichara von Kriegerin zu Kriegerin weitergegeben worden sein. Es heisst, dass Jhijiria Solaji Yecanta Mondrijian, die berühmte Meisterin der Kampfkunst aus dem zweiten Jahrhundert vor der Allianz, diese Waffe besessen habe. Die Sagen um dieses Stück sind zahllos wie die Zahnlücken in Thorwin Majesters Mund. Die Klinge, deren Schärfe die Jahrhunderte der Zeit nichts anhaben konnte, ist mit roten Symbolen einer längs vergessenen Sprache überdeckt. Einzig das Delvanemblem, das rote Sonnensiegel, schimmert im sich verdeckenden Himmel.

Wärend Maria gewappnet und gerüstet ist, als würde sie sich alleine in eine Schlacht gen Vorovis werfen, steht Lareno mit nichts anderem als seiner Asnivala und dem Stoff den er am Leib trägt auf seinem Holzbein. Dies ist kein ehrbarer Kampf, dies ist eine Hinrichtung.

Maria fasst mit beiden Händen die schwere Waffe, das Leder ihrer Kampfhandschuhe knarrt, als sie die erste Finte schlägt. Jottie, der gefürchtete Harkona Garan - der "graue Falke" - Unterweltfürst und Gebieter über eine Heerschaar an Boten, weicht zur Seite. Sofort folgt eine Attacke Marias. Blitzschnell und unter johlendem Applaus und Anfeuerungsrufen tritt plötzlich Blut aus einem Schnitt an seiner Wange. An derselben Stelle, an der Maria seit ihrer Entführung eine hässliche, entstellende Narbe trägt.

"Er ist aus Fleisch und Blut. Nicht wie in den Geschichten, die sich die fahrenden Händler am Lagerfeuer erzählen, oder die kleinen Gauner in den schmierigen Kaschemmen der Unterstadt. Kein Geist, ungreifbar wie Sankias Atem. Ein Mensch... ein alter Mann", entfährt es einem Unuim in den hinteren Reihen. Der kleine Kerl muss sich sehr lang machen, um überhaupt etwas sehen zu können.

Der Falke wischt sich mit dem Handrücken über das Ziehen im Gesicht und schmeckt Blut. Maria macht einen Schritt zurück, lässt ihre Waffe mehrmals schnell durch die Luft singen und meint lakonisch: "Ist es nicht schön, Jottie? Wir werden uns immer ähnlicher." Dann holt sie sofort erneut aus. Harcona garan parriert eine gut gesetzte Trulacan-Kombination und geht erneut in Verteidigungsposition. Die schnellen, kraftvollen Schläge der Kriegsministerin und ihre wendigen Finten lassen dem Mann vorerst wenig Chancen auf eine Gegenattacke. Wieder klirren die Waffen und ein Schnitt im Oberarm Jotties schlitzt Hemd und Haut auf.

"Wenn ich mit dir fertig bin, gibt es hier ein Festmahl für die Aasfresser", atmet Maria aus. Erste Regentropfen fallen in den staubigen Sand der Arena.

Immer stärker beginnt es nun zu regnen und die dichten Tropfen vermischen sich mit dem Sand und dem Blut der Falkenbrut langsam zu einem gelb-roten Brei.

[...]


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D A S L E T Z T E D U E L L (Abschnitt II von III)

Das Schicksal @, Saturday, 26. April 2003, 13:00 @ Das Schicksal


Als Antwort auf: D A S L E T Z T E D U E L L (Abschnitt I von III) von Das Schicksal am 26. April 2003 12:42:18:

<center>http://www.8ung.at/yuna/delvanundfalke.jpg</center>


[...]

Die Klingen klirren, Jottie blutet nur leicht, denn die Verletzungen sind reine Schnittwunden, präzise gesetzten Markierungen gleich.

Jeder einzelne Treffer Marias wird mit johlendem Getöse des einfachen Volkes quittiert. Lange schon ist auch die feinere Gesellschaft Estichas, die Patrizierfamilien der oberen Ränge und sogar der Prinzipal von ihren Bänken aufgesprungen, geben Villa Lobos beifallklatschend ihre Unterstützung kund.

"Nun beweg dich mal ein bißchen, das ist ja als würd ich gegen den blinden Kyutz kämpfen", schmäht Maria als sie einer ersten Attacke Jotties aus dem Weg springt. Sie dreht sich um die eigene Achse und zieht dabei die beidhändig geführten Asnichara vollends Richtung Jotties Kopf durch. "Der Baranugahieb", wohl nicht unbedingt die feine chiranische Art zu kämpfen.

Nicht unerwartet, ob des achorah Kampfstilelements zieht der Falke den Kopf zur Seite. Ein Stück Ohr fliegt durch die Luft in die Zuseherränge, welches vom, auf den Rücken seines Sragonfreundes gekletterten Unuim aufgehoben wurde und nun in das phrenetisch-jubelnde Publikum gehalten wird. Die Massen sind nicht mehr zu halten, schon lange nicht haben sie einem solchen Schauspiel fröhnen dürfen.

Der zu einer schlammigen Masse aufgeweichte Boden der Arena lässt die Akteure in ihren Bewegungen langsamer werden. "Noch ein Hieb und du kannst im Kreis grinsen", Maria geniest es offensichtlich. Sie scheint mit Lareno spielen zu wollen. Verflucht ist die Frau schnell. Mit der Konditionsstärke des Alten ist es nicht weit her, kein Wunder blieben mehrere Wochen schwerer Kerker nicht einmal bei Monor ohne Folgen.

Und da! Jottie Lareno fährt mit seinem noch intakten Bein durch den Schlamm. Der Dreck spritzt Maria ins Gesicht. Seine Asnivala sticht in Marias Unterarm der rechten Führungshand, wobei der Stahl von Jotties Waffe von den Metallverstrebungen und der hochwertigen Vollkörperrüstung abgelenkt, eine tiefe, schmerzende Schnittwunde hinterlassen. Schon hämmert Attacke um Attacke auf die geblendete Delvani ein. Mit verschwommenem Blick muss sie sich rückwärts durch die Arena zurückdrängen lassen, Vat um Vat.

Weit ausholend zieht die Asnivala des Falken über Marias Brustkorb. Der schützende Panzer fängt die Wucht der Waffe teilweise auf. Jotties Klingenspitze bricht an dem Material, das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Maria raubt es den Atem, die Frau kippt hint' um, die Waffe fällt ihr in den Schlamm.

Das eben noch lachende und feiernde Publikum scheint wie gelähmt, hält den Atem an und bangt. Dieser alte Mann mit seinem Holzbein und dem gekrümmten Rücken. Schwach und ausgemergelt wurde er in die Arena geführt, und nun?

"Ich kann Dir nichts vormachen, was nun Deine Chancen angeht, Maria. Aber Du hast mein Mitgefühl."

Mit dem Blick eines gefiederten Tieres, das über der Beute seine Kreise zieht, breitet der Falke seine Arme seitlich aus, so als fordere er die Stadt, das Reich Elurien, ja sogar die Götter selbst heraus, ihn an seinem nun beabsichtigtem Vorhaben, Maria zu töten, abzuhalten. "Sanikas hat Dich bei Deiner Entführung errettet und man sagt, Du seist ein Liebkind der Götter, das unter deren besonderem Schutze stünde. Maria, würdest Du wirklich eines dieser wenigen Geschöpfe sein, das im direkten Interesse und unter dem Schutz der Götter stünde, dann wäre das, was ich nun vollführen werde, nicht möglich."

Jottie holt mit der Waffe, deren vorderes Drittel abgebrochen im Schlamm liegt aus und rammt sie Maria in das Herz.

[...]


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D A S L E T Z T E D U E L L (Abschnitt III von III)

Das Schicksal @, Saturday, 26. April 2003, 13:20 @ Das Schicksal


Als Antwort auf: D A S L E T Z T E D U E L L (Abschnitt II von III) von Das Schicksal am 26. April 2003 13:00:50:

<center>http://www.8ung.at/yuna/duellende.jpg</center>


[...]

Die Kriegsministerin zieht die Beine an und so, wie es klingt wenn Stahl auf Stahl trifft, gleitet die Schneide Jotties am Knie Marias ab. Hautfetzen hängen durch den Lederpanzer heraus, die Wunde blutet nur wenig. Mit einem Tritt gegen sein Holzbein nutzt die Frau Jotties Überraschung, Splitter fliegen den Zusehern der ersten Reihen entgegen, während Maria sich über das Gesicht und durch das nasse Haar fährt und sich auf die Beine rappelt. Aus dem Stand springt die Frau unter den Blicken des versammelten Estichas über Jottie hinweg. Bei allen Göttern! Die Zuseher trauen ihren Augen nicht. Es scheint gegen die Natur und allen Gesetzen der Wissenschaft. Ein Satz von drei Vat Höhe und an die fünf Vat Länge aus dem Stand will man, noch in Geschichten Jahre später, gesehen haben. Und tatsächlich ist es unvorstellbar.

Die Frau landet auf ihren Beinen, bedeckt ihr offenes Knie, das silbern schimmert, mit dem Kriegsmantel ihrer Rüstung und hebt die Asnichara auf. Dann dreht sie sich zu dem verdutzten Jottie, der auf nur mehr einem Bein zu Boden sinkt. Sie ist seine Beute.... dem Falken ist noch nie eine Beute entkommen..... noch nie. Maria geht langsam auf Jottie, der am Boden kauert, zu.

"Das ist für Jhoulanita, Du elender Bastard", mit zitternder Stimme dreht sich Maria, die Waffe mit beiden Händen einen halben Vat über dem Boden von sich gestreckt, um ihre eigene Achse kreisend.

Ein lauter Schrei des Schmerzes verlässt die Arena, alles Leid dieser Welt scheint darin zu liegen. Ein jedes Ohr, das an diesem Nachmittag, an diesem Ort in dieser Stadt anwesend war, wird jenen Schrei niemals mehr vergessen. Es war nicht der Leidensschrei, der aus dem Munde des Falken kam, als jahrhundertealter Stahl seinen Kopf vom Rumpf trennte..... es war der Schrei einer Mutter, die ihre Rache an dem Mörder ihres Kindes vollführte und dabei keine Erlösung erfuhr.

Niemals wird sie diese Erlösung erhalten, was bleibt ist die schmerzhafte Erinnerung und das Leid des Verlustes.

[Das letzte Duell ist vorbei.]


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Re: Das letzte Duell

Pet Charmain @, Saturday, 26. April 2003, 14:15 @ Das Schicksal


Als Antwort auf: D A S L E T Z T E D U E L L (Abschnitt III von III) von Das Schicksal am 26. April 2003 13:20:28:


Der Kopf Jottie's ist noch nicht zur Ruhe gekommen, als sich Prinzipal Charmain von seinem Platz erhebt und wortlos die Arena verläßt.


Villa des Prinzipalen

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