mueder besuch auf dem markt
die rotgetigerte chira laeuft an diesem morgen scheinbar noch etwas verschlafen ueber den markt. immer wieder unterdrueckt sie ein gaehnen und setzt sich in die sonne auf die mauer, die den marktplatz zum hafenviertel hin abgrenzt.
eines der strassenkinder entdeckt sie, setzt sich kurz neben sie. die beiden fuehren ein kurzes gespraech und das kind verschwindet mischt sich schliesslich unter die menge, die den marktplatz zu fuellen beginnt.
sopry zieht die beine zum schneidersitz an und geniesst mit halb geschlossenen augen das treiben auf deem markt in verbindung mit den sonnenstrahlen auf ihrem fell.
doch ihr unbehelligtes dasein findet ein ende als das strassenkind von vorher mit einer ganzen reihe freunde wieder auftaucht.
das schmutzige kleine maedchen fuehrt die bande scheinbar an und bleibt zwinkernd vor der chira stehen. sopry laechelt das kind an und nickt auf die frage, die ihr mit wirbelnden haenden gestellt wird.
das hat einen merkwuerdigen effekt. die rasselbande wird leise und setzt sich um sie herum auf das pflaster des platzes.
"die geschichte der maske..." beginnt sopry, den blick und die wirbelnden haende auf das maedchen gerichtet.
" als das strassenkind sich eines morgends auf die suche nach essbarem begab wusste es nicht das sich seine welt veraendert sollte. denn als es um die hausecke eines hinterhofes bog wurde es zeuge eines merkwuerdigen begebens.
ein mann stand vor einer der abfalltonnen und redete mit sich selbst. seine kleidung war von einer art, die auf wohlstand schliessen lies.
das kind konnte nicht hoehren was der mann sprach, aber seine haltung und seine gesten liessen es sich in einer nische verstecken und neugierig werden.
der mann fasste sich schliesslich ins gesicht und warf etwas in die abfalltonne vor sich, wendete sich zum gehen, zoegerte wieder...... und verlies schliesslich mit schnellen schritten die gasse. scheinbar in angst er koenne seine meinung aendern.
das kind wartete einige minuten bevor es sich der tonne vorsichtig naeherte. zwischen dem muell konnte es zuerst nichts ungewoehnliches erkennen.
doch da war sie!
beinahe unsichtbar lag sie oben auf dem abfall, unberuehrt von dreck und schleim. die maske..."
hier macht sopry eine kleine pause, laesst die augen ueber die reihe von kindern schweifen und laechelt ueber die gespannten gesichter.
"niemand weiss genau von wo sie kommt oder wer sie hergestellt hat. mag sein sie ist aus sich selbst entstanden oder hat sich aus fantasie entwickelt. andere behaupten sie tauche ueberall auf wo sie gebraucht wuerde..... und einige wenige behaupten es gaebe leute die sie bei ihrer geburt getragen haben oder zu einem ereignis geschenkt bekamen. aber all das ist reine spekulation.
niemand kann behaupten die wahrheit ueber die maske zu kennen.
unser strassenkind fand sie in einem haufen abfall. es klaubte sie eifrig heraus und bewunderte ihre vollkommenheit. und da es fasziniert und neugierig was setzte es sie kurzerhand auf.
das gefuehl das das kind ueberfiel ist schwer zu beschreiben. es war eine mischung aus sicherheit, unverwundbarkeit und ueberlegenheit.
die leute konnten die maske nicht wahr nehmen. es war als haette das kind ein geheimnis das es mit ihrem freund maske teilte.
in der folgenden zeit wurde aus dem kind ein erwachsener erfolgreicher kaufmann. die maske verlieh ihm die macht, zu laecheln, wenn ihm nicht nach laecheln war, freundlich zu sein, auch wenn er die leute mit denen er geschaefte machte verabscheute.... sie lies ihn die dinge in einem anderen licht erscheinen und schuetzte ihn gleichzeitig vor der dunkelheit darin.
das einzige was sie forderte war seine kraft. wenn er abends auf sein lager sank konnte er nicht mehr laecheln, das falsche laecheln hatte ihm die kraft dazu geraubt... und falsche freundlichkeit beraubte ihn des gefuehl fuer andere, die in dunklem licht der maske dunkle fratzen trugen."
"der arme mann...." seuftzt eines der kinder vor sopry auf.
die chira lacht leise.
"er war reich. seine lager voll. er wuerde sich sicher niemals arm genannt haben."
"ich wuerde auch gern reich sein.." ruft ein schmutziger junge und wischt sich den rotz von der oberlippe. einen augenblick ruht soprys blick auf dem jungen und sie nickt.
" unser strassenkind hatte diesen traum erfuellt. der reiche kaufmann hatte es aus von der gosse zu etwas wirklich grossem gebracht. er konnte sich kaufen was immer er wollte und seine macht reichte weit hinauf, so das die leute ihm mit ehrfucht begegneten. der kleine nebeneffekt der maske stoerte doch nicht. schliesslich hatte sie ihn dahin gebracht wo er war und schuetzte ihn vor dem gefuehl der verletzlichkeit."
das taubstumme maedchen runzelt die stirn und wirbelt die haende durch die luft.
sopry laechelt darauf hin.
"du meinst er haette der maske das fuehlen ueberlassen? wer weiss das schon. denn auch darueber zerbrechen sich die klugen leute den kopf. es mag sein das die maske die gefuehle einfach absorbiert, andere behaupten das das gefuehl nur tief in dem traeger begraben wird und sich nicht auf seinem gesicht zeigen kann.
ich kann darueber keine auskunft geben, noch ein urteil faellen. mag sein das die maske einfach noetig ist um sich zu schuetzen, weil die welt sehr grausam ist. mag sein die ´welt hat dem traeger schmerz zugefuegt und nur mit der maske kann er sein misstrauen ihr gegenueber bewaeltigen."
wieder haelt sie kurz inne und man merkt den kindern an das sie philosophische betrachtungen nicht zu schaetzen wissen.
"eines tages hatte unser reicher kaufmann ein sehr merkwuerdiges erlebnis... eine frau betrat sein kontor und verlangte nach etwas das er nicht vorraetig hatte. sie sprachen ein paar worte miteinander und sie bestellte die ware. als sie das geschaeft verlies beschlich ihn ein merkwuerdiges gefuehl. er fasste sich in das gesicht und bemerkte das die maske fehlte. er hatte sie an diesem morgen vergessen auf zu setzen! wie war ihm das nur geschehen?
schnell lief er in sein zimmer und legte sie sich an.
doch die frau ging ihm nicht mehr aus dem kopf. als sie tage spaeter seinen laden betrat freute er sich sehr sie zu sehen und laechelte durch die maske sein falsches laecheln. da tat die frau etwas erstaunliches. sie griff hinueber und nahm mit sanfter hand die maske ab. dahinter konnte er nicht laecheln, denn die maske hatte ihm die kraft dazu genommen.
doch der blick den sie miteinander austauschten lag voller verstaendnis und humor und sehnsucht.
spaeter am tag konnte man den kaufmann in einer seitengasse mit sich selbst reden hoeren. es heisst er habe etwas in die abfalltonne geworfen."
"hat er die maske weggeworfen?" fragt eines der kinder mit hochgezogenen augenbrauen.
zur antwort zuckt sopry die achseln.
"das wissen nur er und seine frau."
die chira laechelt einen augenblick in gedanken. "vielleicht traegt er sie auch nur nicht den ganzen tag. wer vermag das zu sagen?....... und nun macht und trollt euch!"
mit den armen macht sopry eine wegscheuchende bewegung und die kinder stehen auf und laufen laermend davon. nur das taubstumme maedchen bleibt einen moment laenger stehen und gibt sopry einen schnellen kuss bevor sie sich den anderen anschliesst.
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- mueder besuch auf dem markt - sopry, 03.08.2002, 10:03
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